Der AStA Göttingen spricht sich gegen die Überlegungen einer Schließung oder Teilschließung der Geschlechterforschungs-Studiengänge an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät aus.
Nachdem bereits in der Vergangenheit Sparzwänge zu vollzogenen oder versuchten Studiengangsschließungen geführt haben, wie in der Indologie, der Finnougristik und der Skandinavistik, gerät nun die Geschlechterforschung ins Visier. Es ist zu befürchten, dass die Schließung des Bachelor- und eventuell auch des Masterstudiengangs von der Sozialwissenschaftlichen Fakultät als Einsparmöglichkeit durchgestimmt wird.
Geschlechterforschung oder Gender Studies werden als eigenes Fach nur an sehr wenigen deutschen Universitäten angeboten, eine Kürzung hier betrifft also direkt die Forschung und Lehre des gesamten Fachs.
Die Geschlechterforschung in Göttingen ist seit Jahren strukturell unterfinanziert und mit zu wenig Lehrkapazität ausgestattet, was sich insbesondere am völligen Fehlen einer eigenen Professur zeigt – obwohl insbesondere der Bachelor-Studiengang Geschlechterforschung von den Studierendenzahlen her sehr gut ausgelastet ist und zahlreiche Kooperationen mit anderen Studiengängen bestehen. Von einer Schließung sind nicht nur die Studierenden der Geschlechterforschung betroffen, sondern auch mindestens 4 weitere Studiengänge mit GeFo-Schwerpunkten, die sind in dieser Rechnung Schlüsselkompetenzmöglichkeiten nicht mit eingerechnet.
Wie die Fachgruppe Geschlechterforschung in ihrem Positionspapier sehr richtig anmerkt: “Die Studiengänge der Geschlechterforschung stellen damit eine hervorragende Plattform für den fruchtbaren Austausch von Gedanken, Ideen und Meinungen zwischen Studierenden mit den verschiedensten fachlichen Hintergründen dar. Daher wäre ein Auslaufenlassen eines oder mehrerer der Studiengänge ein fatales Signal im Hinblick auf die interdisziplinäre Ausrichtung der Universität.“ Das gilt insbesondere an einer Universität, die sich für ihre Fächer- und Themenvielfalt rühmt und ihre Exzellenzansprüche nicht zuletzt darauf gründet.
Auch die politische Dimension einer solchen Entscheidung darf hier nicht unerwähnt bleiben. In einer Zeit, in der LGBTIQ+-Personen in vielen Ländern der Welt starken und stärker werdenden politischen Angriffen ausgesetzt sind, in der das Recht auf Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen unter massivem Beschuss steht und in der viele andere Formen vergeschlechtlichter Unterdrückung weiterhin an der Tagesordnung sind, wäre es eine Entscheidung mit katastrophaler Außenwirkung, die Erforschung solcher politischen Zusammenhänge einzuschränken.