Der Göttinger Professor der Forstwissenschaft, der über Jahre hinweg Student*innen sexuell belästigt hat, darf weiter an der Uni bleiben. Das Oberverwaltungsgericht hat das Urteil des Göttinger Verwaltungsgerichts von 2023 bestätigt: Obwohl in 44 Fällen übergriffiges Verhalten festgestellt werden konnte, wird der Professor nicht entlassen, es bleibt bei einer Gehaltskürzung um 2000€.
Die Uni hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt und ist damit gescheitert.
Bereits 2023 hat der AStA das inkonsequente Vorgehen der Uni skandalisiert: Die Uni habe auf eine Abmahnung verzichtet und sich dann aber über das milde Urteil des Gerichts echauffiert.
Der jetzige AStA schließt sich der Kritik an: „Die Uni Göttingen ist noch immer kein sicherer Raum für alle“, sagt AStA-Referentin für Gender und Diversity Jordis Niemeyer, „Sexuelle Belästigung und Gewalt sind immer noch an der Tagesordnung. Die hierarchischen Strukturen innerhalb akademischer Institutionen sind ein Einfallstor für Machtmissbrauch und ein gefundenes Fressen für Täter. Egal, wie entrüstet sich die Uni gibt, es wird immer noch nicht annähernd genug getan, um Studierende vor derartigen Übergriffen zu schützen.“
Gerade letzte Woche Mittwoch, dem 25.06. hat der AStA als Teil des Bündnisses „Studis Setzen Grenzen“ einen Aktionstag veranstaltet, um auf sexualisierte Gewalt an Hochschulen und Unis aufmerksam zu machen, wo auch das oben genannte Urteil thematisiert wurde. Denn die Taten sind keine Einzelfälle: „Es gibt nicht wenige Profs und Dozierende, die geradezu dafür berüchtigt sind, dass sie sich Student*innen gegenüber grenzüberschreitend verhalten. Aber die Kultur des Schweigens und der Straffreiheit, die die Uni hinsichtlich dieser Vorfälle pflegt, sorgt dafür, dass Betroffene Angst davor haben, über ihre Erfahrungen zu sprechen“, so Jordis Niemeyer, „Es findet passiver und aktiver Täterschutz statt. Das muss so benannt werden.“
Der AStA fordert die Uni auf, sich das Scheitern dieser Berufung als Folge viel zu späten Reagierens und Handelns zu Herzen zu nehmen. „Die Verantwortlichen sollten reflektieren, wie in Zukunft dafür gesorgt werden kann, dass übergriffige Professor*innen und Dozent*innen die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren bekommen“, sagt Jordis Niemeyer, „Sonst werden wir das übernehmen.“